In den Königshäusern Europas galt der Lusitano als besonders wertvoll für die Reitkunst. Als kostbares Gastgeschenk übergeben, verzauberte er Herrscher und Reitmeister gleichermaßen.
Dem Lusitano fällt es leicht, sich zu „tummeln“: In versammelnden Lektionen der hohen Schule oder in der Arbeit an der Hand zeigt sich seine Anmut in besonderer Vollendung.
Tradition und Moderne vereinen sich im Lusitano so harmonisch, wie in kaum einer anderen Rasse.
Auch als mutiger Kämpfer ist der Lusitano bekannt und beliebt: Mit langer Tradition als Stierkampf-Pferd in Portugal gezüchtet, vereinen sich in dieser Kunst seine besten Eigenschaften: Mut, Leistungsbereitschaft, Agilität und Achtsamkeit.
Heute verstehen wir diese Arbeit in den verschiedenen Schulen auch als gymnastizierendes Element – hier kann der Lusitano die Geschmeidigkeit und Elastizität seiner Bewegungen eindrucksvoll zur Geltung bringen.
Der Sportler
Im Sport hat der Lusitano längst seinen Platz erobert: Viele nationale und internationale Siege und Platzierungen in der Dressur, im Fahrsport und auch im Springen belegen dies.
Sein unerschütterlicher Arbeitswille, seine Menschenbezogenheit und sein Mut tragen dazu bei, im sportlichen Wettbewerb als respektierter Mitstreiter wahrgenommen zu werden.
In der sportlichen Reiterei kommt es darauf an, Kraft und Anmut in Einklang zu bringen. Der Lusitano ist dafür besonders geeignet, denn dies sind die zentralen Merkmale einer über Jahrhunderte hinweg verantwortungsvoll betriebenen Zucht und Ausbildung.
Die gute Balance zwischen Konzentration und Gelassenheit ist es, was diese Rasse für den Sport besonders interessant macht.
Der Freizeitpartner
Der Lusitano gilt inzwischen als Geheimtipp unter Freizeitreitern: Sein sanfter, dem Menschen zugewandter Charakter, seine Gelehrigkeit und Achtsamkeit im Umgang machen ihn zu einem zuverlässigen Partner.
Jenen Reiter und Fahrer, die bereit sind, eine bewusste Verbindung zwischen Mensch und Pferd einzugehen schenkt der Lusitano unvergessene Stunden im Gelände, auf dem Platz und in der Halle.
Der Lusitano überzeugt Freizeitreiter vor Allem durch seine Vielseitigkeit: Gut ausgebildet beweist er sich als dressur- oder springbegabtes Reitpferd ebenso wie als kraftvolles und nervenstarkes Fahrpferd.
Reiter jeder Altersstufe wachsen unkompliziert und schnell mit „ihrem“ Lusitano zusammen, denn er stellt sich eifrig und zugewandt auf „seinen“ Menschen ein.
Working Equitation – Verbindung von Sport und Freizeit
Lusitano und Working Equitation
Portugal ist neben Spanien und Südfrankreich die europäische Wiege der Arbeitsreitweise, denn seit Jahrhunderten werden dort Rinder in teilweise unwegsamem Gelände vom Sattel aus gehütet.
Dies (und ähnliche Anforderungen an den perfekten Lusitano durch den berittenen Stierkampf in Portugal) beeinflusst den Rassestandard und das Zuchtziel vieler portugiesischer Züchter bis heute: Wendigkeit, Nervenstärke, Antizipation, Gehorsam – wie gemacht für Working Equitation.
Nicht überraschend hat Portugal in den letzten Jahren die Mannschafts- und Einzelweltmeister in der Working Equitation – mit ihren Lusitanos Trinco, Trigo, Bogota und Aroma.
Idee der Working Equitation
Der Begriff Working Equitation (Arbeitsreitweise) beschreibt zu allererst eine Einstellung zum Pferd und zum Reiten: sich gemeinsam den vielfältigen Herausforderungen zu stellen, die einem Pferd und seinem Reiter bei der Rinder-Arbeit auf dem Feld (oder beim Ausritt in der Natur) begegnen können.
Obwohl nur ein verschwindend kleiner Anteil der Pferde im 21. Jahrhundert zum Hüten von Rindern verwendet wird, sind die Vorteile eines rittigen, nervenstarken und zuverlässigen Pferdes doch für die meisten Reiter offensichtlich. So wurden diese Anforderungen an Pferde und Reiter in der Disziplin Working Equitation kultiviert und vergleichbar gemacht. Sie verbessern das Team Mensch-Pferd, unabhängig davon, ob als Erweiterung des Trainings in der Freizeit oder mit Turnierambitionen.
Inhalte der Working Equitation
4 Teildisziplinen erklären die Faszination und Vielfältigkeit der Arbeitsreitweise. Jede hat ihren besonderen Beitrag zur reiterlichen Entwicklung und persönlichen Reifung von Pferd und Mensch:
- Dressur: ihr Ziel ist in allen Klassen die Rittigkeitsprüfung – Reinheit der Gänge, Dynamik und Korrektheit der Übergänge, Sitz, Hilfengebung des Reiters, sowie die präzise Ausführung der Bahnfiguren. Lektionen wie Piaffe oder Trabverstärkung kommen nicht vor, dafür aber verschiedene Varianten aus Halten-Rückwärtsrichten-Anreiten, laterale Übungen, Pirouetten und Tempowechsel.
- Trail: beim „Umgang“ mit unterschiedlichen Hindernissen werden Vertrauen, Nervenstärke und Durchlässigkeit des Pferdes überprüft, z.B. beim Öffnen und Schließen eines Tores, Rückwärtsrichten zwischen Stangen, Slalom, Überqueren einer Brücke, Seitwärts über eine Stange, etc.
- Speedtrail: eine Hindernisstrecke wie beim Trail wird auf Schnelligkeit durchritten. Bonuspunkte bringen Zeitgutschriften, Fehler werden als Strafzeiten verrechnet – für viele Teilnehmer und Zuschauer das Highlight: Rasanz, Geschicklichkeit, Nervenstärke und Präzision entscheiden über den Erfolg. Pure Lebensfreude!
- Rinderarbeit: im Team wird ein Rind aus der Herde gelöst und in einen Pferch getrieben (ähnlich dem Team Penning der Westernreiterei). Es geht um Gehorsam, Mut, souveränes Auftreten und Taktik.
Alle Prüfungen werden anfangs beidhändig, fortgeschritten dann einhändig geritten (Rinderarbeit immer einhändig). Trab verliert je nach Reglement in den höheren Klassen an Bedeutung bzw. entfällt (z.B. im Trail und Speedtrail)